Den ganzen Mittleren Osten bereist,
von Abu Dhabi
bis Iran
und wieder zurück.
War ein Stück Arbeit,
aber immerhin
geschafft,
Erfahrung.
Erfahrungen,
die ich nicht missen möchte,
im Iran die Steinigung erlebt
in einem Dorf.
Eine alte Frau
schmähte Gott,
Allah.
Allah war nicht anwesend,
er kümmerte sich nicht,
die Liebe schien in sein Gesicht,
dieser alten Frau.
Das war alles,
was blieb
unter dem Steinhaufen,
leblos
ihr Körper.
Ein Verlies
des Vertrauens in Gott,
in Saudi-Arabien
Khashoggi gesehn,
mit einer Säge zersägt
sein Körper,
nachdem man ihn gelyncht hat,
gefoltert.
Die Leichenteile
in einen Koffer gepackt
und ab nach Übersee,
irgendwohin,
wo das Miststück,
das perfide,
hingehört.
In die Untersee,
die Tiefsee versenkt,
denn so etwas gehört gehenkt,
was unseren König beleidigt
und sich lustig macht
über ihn.
Die Jugend leidet
unter einem solchen Menschen,
sie verblödet,
verleitet zur Demokratie.
Denn das ist ein alter Schuh,
kommst du zur Ruh in der Demokratie
wie Khashoggi in den USA,
scheucht sie dich auf
und hurra schreist du nach Haus,
willst sie auch dort haben,
die Demokratie.
Und das ist gefährlich
wie in Afghanistan
die Frauen.
Ein Junge am Galgen
im Iran,
weil er homosexuell war,
ein hübsches Gesicht,
unschuldig
der Blick,
mein Gott, was habe ich alles gesehen?
Wie kann man so etwas machen?
Die Mullahs gehen über Leichen,
Todesboten sind sie
in der Tat,
dazu noch klassische Musik
(wie bei dir
im Hintergrund
jetzt beim Schreiben)
von ortsfremden Kräften,
wenn das London Philharmonic Orchestra
nach Teheran reist.
Kunst ist frei,
einerlei,
was um uns herum geschieht.
Die Schreie der Gefolterten,
der Gedemütigten
von der Polizei,
in einem Polizeistaat
wie Ägypten
der Hingerichteten.
Wir sitzen in Reihe 1
und hören der Musik von Beethoven zu,
lauschen
zu ihrem Tandaradei,
das wir sowieso nicht verstehen,
ihre Musik ist uns fremd,
es fehlen die Halbtöne
und die Viertel.
Aber einerlei,
wir sitzen hier,
sind geladene Gäste
der Staatskanzlei
irgendeines Landes.
Diplomatie will hören
aufs Ganze,
nicht einmal im Traum hat mich das eingeholt
zu sterben.
Tod,
Ermordung,
Mord und Totschlag
wie heute
in der ganzen Welt
üblich.
Der nächste Kadaver
Mensch,
den ich sehe,
sie.
Eine Atomwissenschaftlerin
auf einer griechischen Insel
einfach hingemetzelt.
Angefahren mit dem Auto,
er, Gas geben,
sie stürzt, er vergewaltigt sie
und stopft sie in ein Loch,
ein ehemaliger Wehrmachtsbunker
der Deutschen,
aus dem II. Weltkrieg
in dieser Idylle?
Ich bin zuständig,
ich,
der Dichter?
Die Moral von der Geschicht‘,
ich sehe,
die Welt ist schlecht.
Sie will Gutes sein
im philosophischen Sinne,
aber schafft es nicht,
dir ins Gesicht zu sagen:
ich bin schlecht,
sie lügt permanent.
In der Welt so viel Leid,
dass ich es gar nicht aufzählen kann,
Vergewaltigung,
Inzest,
Kindesmissbrauch
in der Kirche
sogar.
Ich will mich da nicht ausnehmen,
es geht mir schlecht
nach so viel Leid
aus der Kindheit
mitgeschleppt.
Siehe meine Gedichte
hierzu,
hiernach
war ich krank
eine lange Zeit
an der Seele.
Übersicht
dabei gehabt
bis heute,
ich kenne das
aus eigener Erfahrung,
alles.
Illustration mit حبّ , arabisch: Liebe
© Johannes Lichteruh, 2021