Ausbruch

Dem Chef in die Deichsel fahren
gottgewollt,
das ist schön,
richtig die Wut rauslassen,
den Sturm
der Gefühle.

Und wühle auf den Zorn,
weil ich im Recht bin,
warum nicht?

Während es Leitlinien gab
unterdessen,
ich schöner sehe mein Grab,
in dem ich bereits liege
hier auf Erden
mit meiner Geburt.

Der Zorn begleitete mich immer schon,
seit ich Kind war,
sie auch der Zorn,
ein so wertvoller Mensch,
meine Frau,
und bringt sich um.

Suizidal war sie schon immer
gewesen,
das merkte ich einmal
in Südfrankreich.

Die Reise war gefährlich,
aber sie wollte sie machen,
wir hatten kein Geld,
wir schliefen draußen
in den Bergen.

Saint-Agnès, Village du littoral le plus haut d’Europe,
wie es in der Werbung hieß,
also etwas Besonderes
wie das Armbrustschießen
im Mittelalter
hier.

Das Kind mit dabei,
wie eine grässliche Mutter
psychisch krank
sie?

Ich schritt nicht ein,
das war mein Fehler,
ich hätte die Reise verhindern sollen.

Und schützte das Kind
mit Kräften
gegen den Tod.

Ich war nicht allein,
Gott half mir
dabei
abzuhauen,
die Rückreise anzutreten
mit der Familie,
insgesamt
gesund.

Wir flohen nach Paris
und schliefen in einer Kirche,
der Alptraum ist aus,
geht zu Ende
erst jetzt,
wenn ich das schreibe
hier.

Das Kind ist gesund
und lebt heute noch
als erwachsene Frau
munter weiter,
Gott sei Dank!

Sie war dumm,
meine Frau,
sie hätte es nicht tun dürfen,
die Hürden zu Gott
sind sehr hoch gestellt.

Die Latten krachen,
wenn man sie nicht hält,
die Leitlinien,
wie gesagt,
des Lebens.

Die Planken, die brechen,
wenn man stirbt,
nicht nur der Schädel.

Fenstersturz
gewollt,
und rollt das Blut
auf die Erde
des Bürgersteigs.

Egal wie tief
es geht
in der Erde,
sie drehen sich doch nur um das eine Thema,
den Tod,
die Bemühungen.

Das Denken, der Geist,
das Handeln, das Lieben
zu zweit,
die Rücksicht und die Moral,
die Sitte, der Anstand.

Lebe ich weiter
dahin
wie vorher
im Leben,
oder ist es ein besseres Leben
in Freiheit und Würde
danach,
nach dem Leben?

Das Karma gibt Antwort,
so ihr Gedanke,
meiner Frau,
das Karma soll leben
und entscheiden.

Auf einen Schlag entfernt
das Leben,
der Kopf schlug aufs Kopfsteinpflaster
auf.

Es war noch ein Bürgersteig
der alten Art,
hart und unnachgiebig
der Sand
darunter,
die Erde.

Dass du dich kreativ verwandelt hast,
stand ihr nicht an,
warum nicht?
Ich weiß es nicht.

Deine Frau war schön,
klug und weise
gebildet,
das genügte fürs Leben.

Das ewige Leben?
Ja, und tugendhaft,
du nicht.

Du spreiztest dich in der Welt
und haftest an
bis heute.

Die Leute interessieren dich,
sie nicht die Leute,
das ist der große Unterschied
zwischen euch beiden.

Die Hektik schreit
dir ins Gesicht,
dein Gedicht,
wie kaputt wir sind,
wie krank im Denken,
ja, es tut weh.

Aber es lässt sich nicht ändern,
es ist die Welt,
die dich zusammenhält
und auch wieder nicht.

Du zerspringst,
du zersprengst
dich selber.

Die Wut bringt dich selber
außer Haus,
du bist aus dem Häuschen
deiner selbst.

Einmal nasse Hände haben,
die Feuchtigkeit,
der Schweiß,
die Wut.

Das Leben nicht verlassen können
ohne Schuldzuweisung,
ist schlimm.

Der Reichsmanager,
der du bist
um Leben und Tod
der Gefühle.

Der Reichsverweser,
ich setze dich obenauf,
die letzte Übungszeit
in deinem Leben.

Das dionysische Fest
der Heiligen,
der du bist
ein Heiliger
noch nicht,
danke!

In diesem Leben
du hast es geschafft,
du hättest es schaffen müssen,
Konjunktiv von müssen,
ich sage dir,
das ist schlimm.

Gott spricht mit mir,
ich höre nicht zu,
ich verschließe beide Ohren.

Und die Toren
sind immer wir,
die Menschen.

Der Heilige,
das ist ein Zustand des Menschen
in dieser Welt,
das vergaß sie,
meine Frau,
und ich auch.

Ich war noch nicht so weit,
und sauber mein Kleid
der Unschuld
nicht.

Noch nicht,
es hatte Flecken,
sündhaft bedeckt
von mir,
dem Menschen,
weil ich ein Mensch bin
schlechthin.

Ohne Zügellosigkeit,
immer diszipliniert,
aber es reichte nicht
zum Heiligen.

Nietzsche
abgerundet,
uns fehlt das dionysische
Gefühl
schlechthin.

Das Apollinische,
das wir sind,
von Anfang an
waren,
und hat nichts genützt
uns,
den Menschen.

Es war verhunzt
mit Waagschalen der Gerechtigkeit,
die rechte Leitung
fehlte uns.

Wer wollte sie wagen,
die Heiligkeit,
den Verzicht auf alles,
was schön ist?

Die Ästhetik,
die uns umgibt,
Menschen, Frauen,
die Natur,
der Kosmos,
der Himmel weit.

© Johannes Lichteruh, 2022

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