Gelinde gesagt, ein komischer Brauch,
18 Tage bis zur Beschneidung,
ein einziges Kalkül
will ich leeren
aus dem Koran.
Du sitzt mit deinem Jungen auf meinem Kanapee
und zeigst mir sein kleines Gemächt,
der Penis ist nicht angeschwellt,
ein roter Ring
unter der Haut.
Du behauptest, es käme vom Urin,
die Verfärbung,
und Adam, so heißt der Junge, fasst sich ständig dorthin,
beobachtet seine Mutter auch,
Adam ist noch klein,
vier Jahre alt,
zu viel Haut, zu viel Fleisch,
Verunreinigung, wer weiß,
wo die Ursache liegt.
Aber ich denke, es ist der Koran,
sogar noch weiter: Abraham,
die Beschneidung ist ein Zeichen Gottes,
flottes Verhältnis im Bund,
und deswegen ist es Schund,
es mit Hygiene zu begründen,
die Völker lebten sonst alle in Sünden,
die es nicht tun,
die Beschneidung.
Sag es deinem Sohn, damit er es begreift,
was mit ihm geschieht,
die Operation tut nicht weh,
ein kleiner Schnitt, ein Kranz
um die Eichel herum,
davon wird man nicht dumm,
aber auch nicht mehr,
es sei denn, man wüsste darum,
warum es geschieht,
und das ist mehr
als ein bloßes Wissen,
wir sollten küssen diese Erde
darum.
Mehr zu sagen über den Koran
wage ich nicht,
er ist schön, seine Bilder,
seine Sprache,
er geht über die Bibel hinaus,
denn Gott baut sich hier ein Haus
mit menschlichen Seelen.
Bei jeder Geburt ist er dabei,
ich finde den Gedanken schön,
und verzeihen tut nicht weh,
er tut es mit den Menschen,
es gibt keinen Sündenfall
ewig.
Das macht die Kraft aus, der Muslime,
ich sehe sie auf der Straße,
stolz und mannshoch die Jungen,
sie wedeln mit ihrem Haar
in dem Nacken,
aber es fehlt ihnen die Kultur,
die ich hatte in Europa.
Das Abendland ist schön
in seiner Verwegenheit im Geist,
die Philosophien, die entstehn
seit der Renaissance,
kann man nicht einfach so wegwischen
mit der Migration,
mir tun die Menschen nur leid,
die davon nichts wissen.
© Johannes Lichteruh, 2020