Erster Raum
Meine Wohnung am Roten Meer,
was will ich mehr,
es ist mein Eigentum,
vom Wind schlagen die Fenster,
ich liebe die Flügeltür
zum Balkon,
und soll ich was sagen?
Der Straßenlärm
stört mich nicht.
Ich bin jetzt ganz ruhig
und schreibe ein Gedicht,
dieses
auf dem Balkon,
der Lärm trägt auch Stimmen,
Motorengeräusch
und fortlaufend Lärm
der Klimaanlagen
an den Fassaden der Häuser.
Das alles stört mich nicht,
ich liebe es, das Land,
romantisiere es
mit meiner Stimme
und bin ganz gefasst
auf morgen,
der Lärm
und der Dreck in der Stadt,
die Leute, die Menschen.
Zweiter Raum
Auf diesen dümmlichen Seiten,
das Internet genannt,
will ich schreiten
und gewinnen,
der heutige Tag muss stimmen
für mich.
Dazu Musik von Claude Debussy,
mein Lieblingskomponist,
der mir aus der Feder frisst,
ich schreibe dieses Gedicht
im Innenraum.
Man hört es kaum,
was ich mache,
es ist auch nur ein Stift,
der über die Seiten kritzelt,
das Papier ist geduldig,
und ich bin schuldig,
hierfür
trage ich die Verantwortung.
Es hätte alles so schön werden können
mit dir,
meiner Frau,
wir beide gehen wandern am Meer,
spazieren an den Yachten vorbei,
trinken einen Cappuccino
und lachen dabei,
denn du hattest Witz
und warst intelligent.
Meine Wut
auf deinen Selbstmord
entbrennt
aufs Neu,
warum so geschehn?
Da hab ich keine Scheu,
das zu sagen
vor einem Millionenpublikum.
Wehmut,
Abgrenzung,
keine Freundin in Sicht,
aber ein Gedicht,
das mich erfreut,
ist dir gewidmet.
Es handelt von dir
und dem Papier,
auf dem ich schreibe.
Vorbei,
die Ansage ist,
ich schaffe es alleine,
bin mir selbst genug
und genieße den Tag,
so viel ich mag.
Der Tod mag kommen,
so viel sei gesagt,
ich fürchte ihn nicht,
ich fürchte nur das Licht,
bei dem ich versagen
könnte.
Die Bilderschlacht,
ob Bardo Thödol hilft,
so meine Gedanken,
ich weiß es nicht,
ich stemme mich gegen jede Aussage
im Licht
und hoffe nicht
zu versagen,
warten
auf dich,
Auflage.
© Johannes Lichteruh, 2020