Individuation geführt in drei Stufen

Erste Stufe

Eine niederträchtige Summe,
krumme Wege,
die ich gehe.

Damit ist nicht zu spaßen,
weißt du, was ein wirkliches Gedicht ist?
Es ist deine Pflicht,
das zu erraten,
dich zu beraten
mit Gott.

Wo andere Menschen ein Herz haben,
warst du nicht da,
„kauf mir ein Paar Laufschuhe,
wunderbar
zum Laufen.“

Wie deine Schwester ausgenutzt
mit Worten und Schimpfen,
unerträglich
frühere Logistik,
du bist nicht dumm,
sie war es.

Wie dein Vater
ungebildet
und nicht interessiert
an Wissen.

Ich bekam keinen Bissen runter,
wenn ich ihr Schulzeugnis sah,
aber sie war arbeitsam,
meine Schwester,
das ist auch ein Wert,
und fleißig.

Es tut mir so unendlich leid,
dass ich das damals nicht so erkannt,
aber ich war unreif,
ein Mensch ohne Erfahrung
fürs Leben,
der ältere Bruder zwar,
aber nur zwei Jahre Abstand
zu ihr,
was sollte ich ihr geben?
Mein Herz,
das nicht vorhanden war?

Zweite Stufe

Die Großstadt kam uns ewig weit entfernt vor,
Berlin war eine große Stadt
mit Entfernung.

Was haben wir gemacht im Zug,
uns gelangweilt,
der Stunden brauchte
bis zum Ziel,
mit Umsteigen
in Hohenbocka,
Elsterwerda?

In Berlin dieser DDR-Alltag
zu allem bereit,
vor allem Langeweile,
Stickstoff
für die Lungen,
ein Lichtschatten
verlängert sich nicht allein,
dazu braucht es Menschen,
die ihn werfen.

Im Prinzip ja alles nur eingebildet
wie ich war,
modeversessen eitel
und eine Ellenlänge schwul
schon als Kind
wahrscheinlich.

Bockig sein ist nicht das Problem,
keine Lust haben ist mehr,
zerstörerisch
zwischen den Kinderreichen,
den Geschwistern.

Wie wir,
was haben wir für Zeit verloren
mit Langeweile!
Ich bin da etwas ahnungslos
hineingeschlittert
in meine Kindheit,
und meine Schwester
mit mir.

ADAC gab es noch nicht,
den Pannendienst,
wer sollte das reparieren,
wie wir waren?
Nicht verwahrlost,
aber unerfahren
im Wissen
um deine eigene Größe,
im Umgang
miteinander.

Was uns fehlte, war einfach nur Größe,
die Corona flucht jetzt die Wände
an,
und wir reichen uns die Hände
arbeitsam
desinfiziert,
alles wieder gut!

Dritte Stufe

Dann mach doch jetzt mal ein Ende
mit deiner Kindheit
und entsorge dich!
Wohnung zu finden,
ist nicht schwer
an einem neuen Ort.

Arbeitsam bist du nicht,
es sei denn,
du schwimmst bis Israel fort,
ein Jude bist du nicht,
bringt auch nichts!

Du bist jetzt am Meer,
die Gelegenheit ist nah,
emanzipiere dich,
Pflegekräfte sind da!
Wir rücken zusammen.

Wenn man sich frei fühlt,
die Sau rauslassen,
Sport, tut mir leid!
Nur auf dieser Ebene kein Glück gefunden.

Gerade Laufen,
sportlich sein
war schön,
ein Körpergefühl vom Feinsten.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben,
ich kann es mir leisten,
das schwarze Sein,
fern der Sonne.

Klingt gut, die Story,
aber Baba Jaga
hexisch,
jedes Märchen kann Hinweise geben
auf deinen Zustand,
in dem du bist
zur Zeit.

Tut dir leid?
Immer leid?
Kein Versagen,
musst du mich fragen
allezeit.

Das Zustandspaket,
dein Zustandspaket
ist zu weit entfernt
vom Menschsein.

Wir lesen too much
in deiner Seele,
hot Lady
du bist,
vom Schwulsein ein Kind
beim Menschwerden,
tonig Markwort.

Es ist Gier,
Lebensgier,
nichts weiter,
nichts anderes,
was dich beschäftigt,
und übernächtigt
deine Augen.

Wer sollte sie öffnen,
wenn nicht Gott?
Der Schleier muss weg,
das bigotte Getue
um Gott.

Dann füllst du ihn auf
mit Worten,
die glaubwürdig sind,
Kindheit, eine Reise und mehr
mit Herzen.

Was sich da zusammenbraut
mit Schmerzen,
das Tauziehen
um die vier Ecken
deiner Seele.

Noch kantig du bist,
steuerlich und flüchtig,
hab keine Angst!

Was dich bedrängt,
ist längst gehängt
in den Schrank
der Vergangenheit.

Jetzt machst du dir eine Pizza,
ich berate auf Fisch,
das christliche Symbol,
da liegen wir Gott obenauf,
Gotteserkenntnis ist nicht schwer,
du bist doch Herr
der Lage!

Nimm die Strafe
endlich an!
Ein Menschenleben ist nicht lang,
es vergeht die Zeit,
und auch der Schneid
fehlt dir nicht
zu den Allerweltsfragen
deiner Zeit.

Aber es ist besser,
sie zu überwinden,
weißt du, schinden
kann ich mich selbst.

Ich zeige einen Weg auf,
der gefällt
dir,
wir reden jetzt nicht von anderen Menschen.

© Johannes Lichteruh, 2020

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