Schlittenfahrt

Rowdy
wie er im Buche steht,
mit 120 Sachen fährt er einen Rentner um
im Stadtgebiet
und lacht noch dabei
unverfänglich
für die anderen,
die zusehen.

Sie stehen am Straßenrand
und helfen nicht,
Verrohung der Seele.

Der Dreh-Mythos,
alles muss schneller gehen,
die Menschen kümmern sich nur um sich selbst,
weiter drehen,
wir wollen keinen Nachtzug nehmen,
wir wollen fliegen.

Im städtischen Grünflächenamt
wird heute gesungen,
halleluja,
wir haben Ferien!

Das Gebläse steht still,
wenn denn das Laub aufgesprungen
ist,
und alle Insekten fliehen,
das sind wir,
in den Urlaub.

Wir können nicht dafür,
gereizt sind von der Urlaubsstimmung,
sendet
keinen wahren Sendboten aus
der göttlichen Herkunft
Rumeierei.

Wir finden Ausflüchte,
um uns zu begründen,
wir fliegen
mit dem Flugzeug
und Kerosin.

Und sind dafür,
dass wir fliegen,
geht schneller,
rapide ans nächste Ziel,
das weit entfernt ist.

Kurze Schnappatmung,
wir sind schon drüben,
und unten droht das Mittelmeer,
weil wir fliegen,
mit dem Mittelfinger,
es ist nicht zufrieden
mit uns.

Die Vermüllung droht uns
zu ersticken,
rufen die Fische.

Wir bilden eine Blase,
aus der wir nicht entkommen,
vor den Hotels an den Stränden
laufen Planierraupen
und gestalten uns das Wetter
schön
an einem flachen weißen Strand,
wie aus dem Katalog bekannt,
den wir vorher wälzten.

Der Sommer naht
und auch der Spagat
zwischen Umwelt und Gewissen.

Muss erst jeder Motor abbrennen,
den wir anwerfen
auf den Schiffen
vor Mallorca?

Ich denke, nicht,
das Licht der Erkenntnis
ist uns gegeben.

Bilanz,
Hans im Glück
sind wir nicht,
die Goldene Gans
winkt uns nicht.

Wir haben zu arbeiten, zu schuften
dafür,
dass es uns gut geht.

Aber wie lange noch,
wenn die Erde bricht,
die Meere fluten
bis ins letzte Gebüsch
vor unsere Haustür?

Dein strategisches Gewicht
zählt nicht,
du bist rein von Sorgen
im göttlichen Licht,
denkst du?

Die Wahrheiten suchen
gelingt uns nicht,
wir finden sie nicht
in unserem Leben
und versteifen uns auf ein göttliches Licht,
das uns zwar gegeben
ist,
aber wir finden es nicht
in uns.

Wir graben uns in Stille,
in Todesstille
ein Grab,
aus dem das Monster
erstarkt.

Das Monster des Menschen
zerstörerisch,
was uns gefällt.

Diese Stärke
ekelig,
mit der wir leben
ein Leben lang.

Geil
auf uns selbst,
was antörnt,
tuning the world.

© Johannes Lichteruh, 2022

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s