Alte Frage, was ist ein Gedicht. Reim oder Metrik oder das Licht? Oder das alles? Ich glaub, im Gedicht ist etwas Verbales. © Johannes Lichteruh, 1986
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Sprüche
Schweißdrüsen sind dir geblieben von den lieben Artgenossen. Einst hattest du Flossen, Kiemen und Lamellenlust, unter der Brust saßen Schuppen, und Striemen von lila Farben umringten dich. Einstmals warst du im Licht, riesige Kältewellen schützten …
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Alberto Giacometti
Wie sollte ein Mensch sein? Mit einer langen Nase oder einem Stumpf? Ohne Rumpf? Wie sollten die Beine sein? Mir fällt keiner ein. © Johannes Lichteruh, 1993
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A un clochard
Das hältst du nicht durch, einen ganzen Winter im Freien zu liegen, und über dir die lieben Vögel, die singen. Dir wollen dann keine Töne gelingen, und im Grunde der Seele erklingen nur Töne der …
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Kindheit
Als ich mit meiner Schwester stand an dem Fluss, an dem Bach, der das Grundstück durchschnitt, die Wiese und das rauschende Wasser. Dabei war alles schon vorgegeben, das Paradies und unser ganzes Leben in einem …
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Treblinka
Das war auf einer Bahnstation. Das Personal und jede Wachperson schaute verängstigt schon in die andere Richtung. Da sah man keine Sichtung aus Klarheit und Abstinenz. Man trieb die Juden scharenweis und nahm ihr letztes …
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Worte
Nur Worte können nachzeichnen, was geschah, Worte können treffen unmittelbar. Worte können zeichnen das wahre Gesicht, ihre Worte reichen bis in den Graphit. Ihre Worte gleichen, sind einfach da, um dem Bild zu weichen, dem …
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Wallfahrt
In Les Saintes-Maries kommt viel Volks zusammen. Hier fassen Zigeuner die Welt zusammen, wenn sie am Abend in Liedern prassen. Dann hört man auf allen Straßen und Gassen nur ein Lied: Die Welt soll uns …
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Spatz und Sperling im jungen Baum (April, klare Witterung)
Um die vierte Morgenstunde, also gegen zehn konnte ich mitten auf dem Dittrichring sehn dass eine Detonation, ein riesengroßer Knall einen jungen Baum im Innersten erschütterte Noch mit Krach kann man junge Äste belasten vom …
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Sappho
Kosmogonisches Leid, nicht zu messen in Fahrenheit, in der Lebensblüte erloschen. Stets im Kampf erbrochen ist die Liebe, auf dass sie immer bliebe, Heiterkeit. Sappho tut mir leid, in der Christenheit starb die Lasker-Schüler sehnsuchtsweit. …